Camerarius an Crato, 15.10.1561

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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 Briefdatum
Camerarius an Crato, 12.10.156112 Oktober 1561 JL
Camerarius an Crato, 26.02.156126 Februar 1561 JL
Camerarius an Crato, 01.02.15611 Februar 1561 JL
 Briefdatum
Camerarius an Crato, 15.10.156115 Oktober 1561 JL
 Briefdatum
Camerarius an Crato, 22.12.156122 Dezember 1561 JL
Camerarius an Crato, Sommer 15621562 JL
Camerarius an Crato, 12.04.156212 April 1562 JL
Werksigle OCEp 1164
Zitation Camerarius an Crato, 15.10.1561, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Anne Kram (01.11.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1164
Besitzende Institution Paris, BSG
Signatur, Blatt/Seite Ms 1456, Bl. 451v-452r
Ausreifungsgrad Abschrift
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 348-350
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Johannes Crato
Datum 1561/10/15
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Id. VIIIbr. (o.J.); Jahr ermittelt durch Gillet 1869, S. 390
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Nullum vidi, qui tuas literas afferret
Link zur Handschrift https://archive.org/details/MS1456
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Briefe/Parallelüberlieferung; Biographisches (Reise)
Handschrift gesehen
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:US; Benutzer:AK
Gegengelesen von Benutzer:US
Datumsstempel 1.11.2022
Werksigle OCEp 1164
Zitation Camerarius an Crato, 15.10.1561, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Anne Kram (01.11.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1164
Besitzende Institution Paris, BSG
Signatur, Blatt/Seite Ms 1456, Bl. 451v-452r
Ausreifungsgrad Abschrift
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 348-350
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Johannes Crato
Datum 1561/10/15
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Id. VIIIbr. (o.J.); Jahr ermittelt durch Gillet 1869, S. 390
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Nullum vidi, qui tuas literas afferret
Link zur Handschrift https://archive.org/details/MS1456
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Briefe/Parallelüberlieferung; Biographisches (Reise)
Datumsstempel 1.11.2022


Abweichendes Incipit in der Abschrift: Nullum vidi Polonum, qui tuas literas afferret

Regest

Camerarius habe keinen Polen (s. Anm.) gesehen, der Cratos Brief (s. Anm.) gebracht habe, und die Sitten dieses Volkes passten irgendwie nicht zu den ihren. Crato werde sich erinnern, was er in jenem Brief (vom 12. Oktober) geschrieben habe. Camerarius wolle, dass er dort (in Breslau) bleibe und die Ereignisse nicht nur gelassen, sondern auch tapfer und hoch erhobenen Hauptes ertrage. Er solle Camerarius glauben, dass er nicht besser für sich selbst sorgen und sich nicht schlimmer an seinen Neidern rächen könne. Denn der Gedanke des Gedichts von Pindar, der Crato – wie er schreibe – gewissermaßen bestürme, müsse seiner Meinung nach von einem anständigen Mann sorgfältig überdacht werden. Dennoch solle Crato bitte das ganze Gedicht lesen und auch das, was derselbe Dichter über das Ziel (oder: Ende) des Lebens schreibe, oder besser noch diese ganze Gattung. Aber wozu brauche man solche Untersuchungen? Man solle dies tun, um zu einem unabhängigen Urteil zu gelangen und damit die Vernunft nicht den Affekten unterliege, und so werde die Sache sich leicht klären. Tatsächlich sei es aber unmännlich, wenn man seinen Schmerz nicht ertragen könne (Philemon fr. 136).

Er habe dies geschrieben, nachdem er den zweiten Brief von Crato erhalten habe und seinen eigenen vor drei Tagen geschriebenen, aber noch nicht abgeschickten gefunden habe, nach seiner Rückkehr von Fürst Joachim. Zu diesem sei er mit Caspar Peucer gereist, um ihn zwar nicht krank, aber doch kraftlos vorzufinden. Sie hätten sich auf dem Weg viel über die Ereignisse unterhalten, und ihre Gespräche seien voll von Lob und Sorge um Crato gewesen. Sie seien sich aber darüber einig, was man ertragen und wovon man sich dagegen freimachen müsse. Camerarius habe gehört, dass genau diese Herausforderung (ὑποθήκη) vor Cratos Haustür stehe. Vielen, sage Cratos Lyriker, geschehe unvermutet Trauriges und die, die kummervollen Stürmen ausgesetzt seien, würden in kurzer Zeit ihr Leid in das höchste Gute verwandeln (Pind. O. 12,11ff.). Auf diese Zeit warteten sie also. Camerarius bedaure, dass ihr Zusammentreffen wegen der verpassten Gelegenheit verhindert worden sei. Denn um weiter Pindar zu zitieren, versuche auch Freude, sich vor Augen zu stellen einen treuen Freund (Pind. N. 8,43ff.).

Zu jenem Fest (s. Anm.) zu reisen habe er nicht vor, zumal er nicht von den Brautleuten selbst dazu aufgefordert worden sei, und von ihm werde auch keine Zierde der Feier ausgehen. Bald müsse er eine Reise zur Inspektion der Fürstenschulen unternehmen, und er sei mit anderem beschäftigt gewesen und wusste nicht mehr, was er gerade außerdem schreiben solle. Beste Grüße an Crato und seine Familie.

Als Freund der Musen solle er Trauer und Furcht den reißenden Winden übergeben, um sie ins kretische Meer zu tragen (vgl. Hor. Od. 1,26), wie der römische Dichter (Horaz) sage. Was aber seien die Musen? Vor allem ein gutes Gewissen und das eifrige Streben nach Frömmigkeit, Pflichtbewusstsein, Beständigkeit und ähnlichen Grundhaltungen.

Lebewohl. Grüße von Camerarius' Familie an Cratos Familie.

(Anne Kram)

Anmerkungen

  • "keinen Polen": Im Druck anonymisiert.
  • "Cratos Brief": Crato an Camerarius, 7.10.1561, Incipit: Ante dies octo cuidam Polono (...) epistolas ad te dedi (Erlangen, UB, Trew, Crato Nr. 146; vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00049417)
  • "zu jenem Fest": Gemeint ist die bevorstehende Hochzeitsfeier des Dr. Balthasar in Breslau, zu der anzureisen Crato Camerarius am 7. Oktober vorschlug (s. vorherige Anm.). Es könnte sich um den Arzt Balthasar Scheider handeln. Der Vergleich der Monau’schen Briefabschrift und des Druckes zeigt, dass die Anspielung von den Herausgebern nicht mehr verstanden wurde:
    • ms.: Ad illam vero pompam ... contendere animus mihi fuit numquam, ad quem neque directa fuisset incitatio;
    • Dr.: Ad illam vero pompam ... conscendere animus mihi fuit nunquam, ad quam neque directa fuisset invitatio

Literatur und weiterführende Links