Camerarius, Oratio de studio bonarum literarum (Werk), 1542
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0404 |
Zitation | Oratio de studio bonarum literarum atque artium, bearbeitet von Marion Gindhart (24.07.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0404 |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Oratio de studio bonarum literarum atque artium |
Kurzbeschreibung | Antrittsrede des Camerarius (gehalten am 13.11.1541), der von Herzog Moritz von Sachsen nach Leipzig berufen wurde und dort die Professur für beide klassischen Sprachen übernahm. |
Erstnachweis | 1542 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Die am 13. November 1541 gehaltene Antrittsrede wurde 1542 gedruckt (Kolophon). Das Widmungsgedicht von Andreas Francke spricht von der Rede als noch nicht lange zurückliegend und von dem Druck als Neujahrsgabe. |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1542/01/01 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1542/01/31 |
Schlagworte / Register | Universitätsrede; Universität (Leipzig); Biographisches (Stellenangebote und Berufungen) |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Oratio de studio bonarum literarum (Druck), 1542 |
Erstdruck in | Camerarius, Oratio de studio bonarum literarum (Druck), 1542 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A3r-C1r |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MG |
Gegengelesen von | Benutzer:VG |
Bearbeitungsdatum | 24.07.2023 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0404 |
Zitation | Oratio de studio bonarum literarum atque artium, bearbeitet von Marion Gindhart (24.07.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0404 |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | Oratio de studio bonarum literarum atque artium |
Kurzbeschreibung | Antrittsrede des Camerarius (gehalten am 13.11.1541), der von Herzog Moritz von Sachsen nach Leipzig berufen wurde und dort die Professur für beide klassischen Sprachen übernahm. |
Erstnachweis | 1542 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Die am 13. November 1541 gehaltene Antrittsrede wurde 1542 gedruckt (Kolophon). Das Widmungsgedicht von Andreas Francke spricht von der Rede als noch nicht lange zurückliegend und von dem Druck als Neujahrsgabe. |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1542/01/01 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1542/01/31 |
Schlagworte / Register | Universitätsrede; Universität (Leipzig); Biographisches (Stellenangebote und Berufungen) |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Oratio de studio bonarum literarum (Druck), 1542 |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Bearbeitungsdatum | 24.07.2023 |
Inhalt
Camerarius erklärt in seiner Leipziger Antrittsrede zunächst, dass er die neue Aufgabe mit größtem Verantwortungsbewusstsein übernehmen werde. Er hoffe, dass er die in ihn gesetzten hohen Erwartungen, die sich in der mit Nachdruck vollzogenen Anwerbung an die Universität Leipzig zeigten, nicht enttäuschen werde. Er lege alles Gelingen in Gottes Hand, dessen Wirken ihn nach Leipzig geführt habe. Er erinnert an seine eigene Studienzeit in Leipzig, welche die Grundlage für seine fachliche Entwicklung bildete. Er kenne zwar seine Grenzen, denke aber, dass sich die lange Zeit und Mühe, die er für seine Studien und die Wissenschaft aufgewendet habe, gelohnt habe und in der Lehre auszahle. Er bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen der Honoratioren und die ihm dadurch erwiesene Ehre.
Im folgenden äußert er sich über seine Profession, die alten Sprachen. Um diese habe er sich seit seiner Kindheit bemüht und er lerne immer noch dazu. Darin sei er einzig ausgewiesen (Haec omnis nostra est sapientia, neque ulla alia in re cuiquam a nobis quicquam promittere habemus, A6r). Er referiert ausführlich den vielfältigen Nutzen, den die Lektüre antiker Texte und eine Beherrschung der alten Sprachen in Wort und Schrift mit sich bringt und über spezifische Qualitäten derselben. Er reflektiert dabei auch über den bleibenden (ästhetischen) Wert eines schön geschriebenen Textes oder eines gut gebauten Gedichtes und über die Schönheit der Beschäftigung mit den alten Sprachen. Unabdingbar sei die Kenntnis der alten Sprachen und Texte für die Lenkung von Gemeinden und Staaten. Latein und Griechisch seien die einzigen Sprachen, die umfassenden Zugang zur sapientia bieten: Est igitur in confesso, omnis sapientiae, id, est bonarum & honestarum rerum, disciplinarum, artium, autores solos perhibendos esse Graecos & Latinos. (B3v) mit der Folge: Itaque hae duae linguae quibus temporib(us) quasi sepultae iacuerunt, iis nihil fere inter homines humanitatis unquam vixit ac viguit. (B4r). Herausragende Menschen mit rein natürlicher und nicht durch Studien geschulter virtus habe es zu allen Zeiten gegeben, diese seien aber die Ausnahmen. Alles Wissen könne aus den Schriften der griechischen und römischen Autoren gezogen werden, die es gesammelt haben. Die daraus erworbene Bildung führe zur virtus und merze Fehler aus.
Camerarius möchte nicht vollständig mit alten Traditionen brechen (Neque ego ausim dicere id quod Rodolphus Agricola pronunciat, reiicienda esse omnia prioris saeculi studia, B6r), aber: Ego vero ut penitus defugiendam prioris saeculi autoritatem non censuerim, ita hoc nequaquam verear affirmare, pleraque tum usurpata vel corrigenda vel prorsus etiam mutanda esse. Errarunt enim multis in rebus superiora tempora, (ebd.). Er möchte jedoch nicht rückwärts blicken, sondern auf den Status quo und nach vorne und ruft die adolescentes auf, mit Fleiß beim Studium der bonae litterae atque artes zu bleiben, was sich auch für sie und ihre Karriere auszahle: Volo enim hoc esse vobis in animo, atque ita unumquemque cogitare in his studiis praeparari se ad ea consulenda atque agenda, quibus & sibi dignitatem, ac nomen acquirat,& reip(ublicae) civem egregium reponat, qui occupetur cum negotiis privatorum tum procuratione civitatis, tum etiam onera subeat magistratuum,& in vitae splendore sibique concessa reip(ublicae) parte explicet ea cum gnavitate & laude, q(uae) in scolis bonarum litterarum atque artium tradi atque disputari meminerit, de pietate atque omni genere virtutis. (B6v); (…) per haec studia quasi gradus quosdam pergetis ad illa fastigia artium maximarum vitae, in rebus ac corporibus conservandis, in salute & societate hominum tuenda (…) (B7r). Die Studenten sollen sich dabei auch an Vorbildern orientieren, vor allem an ihren guten Lehrern (mit Verweis auf das Plenum) und sie sollen sich vom Erfolg und Ruhm, der aus ihren mühsamen studia resultiert, sowie durch die Hoffnungen, die Eltern und Verwandte in sie setzen, motivieren lassen. Abschließend verspricht Camerarius, als akademischer Lehrer bestmöglich wirken zu wollen und fordert von den Studenten im Gegenzug obsecundatio et disciplina (C1r).
Kontext: Camerarius' Berufung nach Leipzig
Die Ausführungen folgen den material- und detailreichen Ausführungen in Woitkowitz 1997, S. 35-37 und Woitkowitz 2003, S. 91-97:
Nach dem Tod des altgläubigen Herzogs Georg von Sachsen wurde 1539 unter seinem evangelischen Bruder Heinrich mit der Einführung der Reformation begonnen, womit auch die Möglichkeit zur Erneuerung der Leipziger Universität gegeben war. Für diese Reform scheint Melanchthon dem Herzog wie der Universität Camerarius empfohlen zu haben, jedenfalls kann er ihm im Mai bzw. August 1539 von den Berufungsabsichten des Herzogs bzw. der Universität berichten. Die Erneuerungsversuche unter dem neu gewählten Rektor Caspar Borner geraten zunächst ins Stocken; erst im Herbst 1540 kommen die Berufungsangelegenheiten auf Betreiben von Borner, Fachs und Camicianus sowie Melanchthon wieder in Gang. Am 05.11.1540 schickt Melanchthon an Fachs ein Gutachten, das für Camerarius eine herausragende Rolle bei der Erneuerung der Artistenfakultät vorsieht. Ende des Monats bespricht sich Camerarius, unzufrieden mit der Situation in Tübingen, mit Melanchthon in Worms. Nach weiteren positiven Signalen von Universität und Herzog bekundet Camerarius in einem Brief an Melanchthon (25.07.1541) sein Interesse an der Stelle, aber nur an der Betreuung der humanistischen Fächer. Kurz darauf (14.08.1541) erhält Camerarius die Einladung des Herzogs zu Berufungsverhandlungen, die Melanchthon für ihn übernimmt. Am 04.09.1541 erhält Camerarius einen Brief von Camicianus mit den Details sowie dem Berufungsschreiben des neuen Herzogs Moritz von Sachsen. Mitte Oktober trifft er mit seiner Familie in Leipzig ein und übernimmt die Professur für beide klassische Sprachen, die mit 300 Gulden dotiert und damals die bestbezahlte Professur in Leipzig ist. Er wird sehr schnell in die Reformbemühungen Borners mit einbezogen. Mit einem herzoglichen Schreiben vom 11.11.1541 wird ein Siebenmännerkollegium (darunter Camerarius) offiziell mit der Universitätsreform beauftragt.
In einem Brief an Karlowitz (OCEp 0492), der zwischen Mitte November 1541 und Mitte Januar 1542 zu datieren ist, zeigt sich Camerarius in seinen Erwartungen enttäuscht, da er rechnete, an einer gut eingerichteten Universität seinen Studien "in Muße" frönen zu können. Stattdessen sei er durch den Ruf zu Amtsgeschäften angelockt worden, die er nicht übernehmen wolle, da sie ihn von seinen studia abhalten. Die Lage an der Universität sei mehr als deplorabel. Nun sehe er sich mit einer Fülle von Pflichten und Schwierigkeiten in Zusammenhang mit der Neukonstituierung der Universität konfrontiert. Er bittet Karlowitz (herzoglicher Rat unter Moritz von Sachsen) um Unterstützung.
Woitkowitz 2003, S. 94f. zitiert u.a. auch aus Briefen des Camerarius an Justus Jonas (22.11.1541: CR Bd. 4, Nr. 2404) und an Hieronymus Baumgartner (29.11.1541) zur Situation kurz nach Antritt der Leipziger Stelle. Johann Friedrich Eckhard druckt in seinem Band 'Ioachimi Camerarii memoria' (Gotha 1774) die Rede nach dem Druck von 1542 mit einer biographischen Einleitung ab (S. 31-76).