Camerarius, Lycidas, 1568 (1527)
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0806 |
Zitation | Lycidas, bearbeitet von Jochen Schultheiß (04.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0806 |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Lycidas |
Kurzbeschreibung | Ekloge über das Schicksal des Bruders, Hieronymus Camerarius, das sich polemisch gegen den Bischof von Bamberg Weigand von Redwitz während des Bauernkrieges wendet. |
Erstnachweis | 1568 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Der Erstdruck erfolgte in der Eklogen-Ausgabe von 1568. Allerdings muss das Gedicht in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Bauernkrieg entstanden sein. Inhaltliche Aspekte legen das Frühjahr 1527 nahe. |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
Schlagworte / Register | Bukolik; Deutscher Bauernkrieg (1524-1526); Biographisches (Familie); Polemik (konfessionell) |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Eclogae, 1568 |
Erstdruck in | Camerarius, Eclogae, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 12-21 |
Carmen | |
Gedicht? | ja |
Incipit | Cur non has salices atque haec arbusta Palaemon |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 4.02.2020 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0806 |
Zitation | Lycidas, bearbeitet von Jochen Schultheiß (04.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0806 |
Name | Joachim Camerarius I.
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Sprache | Latein |
Werktitel | Lycidas |
Kurzbeschreibung | Ekloge über das Schicksal des Bruders, Hieronymus Camerarius, das sich polemisch gegen den Bischof von Bamberg Weigand von Redwitz während des Bauernkrieges wendet. |
Erstnachweis | 1568 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Der Erstdruck erfolgte in der Eklogen-Ausgabe von 1568. Allerdings muss das Gedicht in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Bauernkrieg entstanden sein. Inhaltliche Aspekte legen das Frühjahr 1527 nahe.
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Schlagworte / Register | Bukolik; Deutscher Bauernkrieg (1524-1526); Biographisches (Familie); Polemik (konfessionell) |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Eclogae, 1568 |
Carmen | |
Gedicht? | ja |
Incipit | Cur non has salices atque haec arbusta Palaemon |
Bearbeitungsdatum | 4.02.2020 |
Inhaltsverzeichnis
Widmung und Entstehungskontext
Eine ursprüngliche Widmung ist nicht mehr zu eruieren. Der sich in den Haltungen der beiden Sprecher abzeichnende hohe Grad an subjektiver Involviertheit in die beschriebenen Ereignisse legt eine zeitnahe Abfassung des Gedichts zur Festnahme des Hieronymus Camerarius im Februar 1527 nahe (vgl. Mundt 2004, S. 232).
Aufbau und Inhalt
Es handelt sich um eine dialogische Ekloge. Die Gesprächspartner tragen die Namen Lycidas und Palaemon. Ihr Gespräch handelt darüber, welche Thematik sie an dem aktuellen Festtag in ihrem Gesang anstimmen sollen.
In Palaemons Vorschlag zu potentiellen Themen für Gesänge wird als mögliches Objekt der Klage der "gefesselte Moeris" (vinctum ob Moerida) genannt, der mit Hieronymus Camerarius zu identifizieren ist, ebenso dessen Bruder Iollas. Lycidas erwidert, dass er sich lieber auf antityrannisches Schreiben verlegen möchte, wie er es bereits in der Vergangenheit getan habe. Auch Palaemon habe einen Gesang auf den Tyrannen verfasst. In diesem erschienen viele schreckliche Figuren (Toten- und Rachegeister´und weitere Figuren aus der Hölle). Dies sei jedoch unangemessen für einen Festtag, weshalb er sich dem Klagelied auf Moeris und das Leid seines Bruders zuwenden wolle. Er deutet dies als einen Akt der pietas (nach Mundt 2004, 23: "Mitgefühl"; oder "Pflichtgefühl", da man es ihm für seinen Einsatz schuldig ist).
In einer längeren Partie beschreibt Lycidas Moeris als ein Opfer seiner Tugend (virtus) und seines Sinnes für das Rechte (mens conscia recti). Moeris habe seine Aegle besungen, die als die schönste Nymphe zwischen dem Main und den Bergen Frankens bezeichnet wird. Als Ursache für Moeris' Unglück wird ein Faun angeführt, der von Aegle zugunsten ihres Geliebten zurückgewiesen wurde. Dieser wendet seine Rache gegen Moeris und überfällt und fesselt ihn an der Regnitz. Die Faune, die Genossen seiner Missgunst (invidiae socii), haben ihre Freude an diesem Schauspiel und misshandeln den Gefangenen. Aegle reagiert bestürzt über den Zustand ihres Geliebten, macht ihm dann aber Mut mit dem Hinweis darauf, dass Gott alles sieht und zum Rächer werden wird. Lycidas will für sie am Leben bleiben, jedoch in Zurückgezogenheit leben. Die Nymphe zeigt sich überzeugt davon, dass das Unheil eines Tages dem Hirten Ehre bringen werde.
Auf den langen Gesang des Lycidas folgt Palaemon mit einem ausgiebigen Beitrag. Palaemon besingt in seinem Lied die Trauer des Bruders Iolla um Lycidas. Statt bestimmten Personen Vorwürfe zu machen, möchte Iolla eine allgemeine Klage über Ungerechtigkeit vorbringen. Hinter der Äußerung, dass auch solche sich gegen den Bruder gewendet hätten, die göttlich sind oder für göttlich gehalten werden wollen, ist konfessionelle Polemik zu vermuten. Wie Aegle hofft auch Palaemon auf den rächenden Gott. Überzeugend ist die erstmals von Pialek 1970 , 329 und von Mundt 2004, 233-234 untermauerte Gleichsetzung von Lycidas mit Helius Eobanus Hessus. Die von dem Hirten in eine Buche eingeritzten antityrannischen Äußerungen verweisen auf Eobans antipäpstliche Elegie "Ecclesiae afflictae epistola ad Lutherum". Palaemon kann mit Camerarius selbst identifiziert werden.
Die Behandlung des Schicksals des Bruders verbindet diese Ekloge mit der ersten der Sammlung Camerarius, Thyrsis, 1568 (1527/28). Auch dort wird der Hirte Moeris zum Opfer von willkürlicher Gewalt von Seiten einer höheren Macht. Die Regnitz erscheint in beiden Eklogen als Örtlichkeit. Der Bruder Iollas ist demzufolge mit Joachim Camerarius selbst gleichzusetzen, der Faun mit Weigand von Redwitz. Die anderen Faune sind mit den Domherren zu identifizieren (vgl. Mundt 2004, S. 230-231). Schwieriger ist es, die Nymphe Aegle zu entschlüsseln. Hinter ihr mit Hamm 2001, S. 274-275 Hieronymus' Ehefrau Agnes Camerarius zu vermuten liegt näher als eine die Bewohner Bambergs repräsentierende Figur, wie Mundt 2004, S. 231 vorschlägt.
Die Refrainverse, die die einzelnen Strophen einleiten, lassen als Modelle auf Theokrit, Idyll 2, Moschos und Vergil, Ekloge 8 schließen. Das Ende des Gedichts lässt Camerarius' Auseinandersetzung mit Arat erkennen. Vereinzelte Textpassagen stellen intertextuelle Bezüge zu "Georgica" und "Aeneis"", zu Ovid, "Amores", aber auch zur "Rhetorica ad Herennium" her (vgl. Mundt 2004, S. 233-236).
Überlieferung
Im Eklogendruck von 1568 erscheint die Elegie als die vierte (fälschlicherweise als Ecloga VI angegeben). Dieser Druck wird von seinem Herausgeber Ludwig Camerarius dem Empfänger des Dedikationsbriefes Anton von Ortenburg gewidmet.
Forschungsliteratur
- Hamm 2001, S. 274-275.
- Mundt 2004, s. 20-33 (Edition und Übersetzung), S. 230-236 (Kommentar).