Turnèbe an Camerarius, 23.05.1560

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
Version vom 5. Januar 2020, 14:29 Uhr von MG (Diskussion | Beiträge) (Anmerkungen)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Turnèbe, 12.03.156012 März 1560 JL
Turnèbe an Camerarius, 10.07.155910 Juli 1559 JL
Camerarius an Turnèbe, 15591559 JL
 Briefdatum
Turnèbe an Camerarius, 23.05.156023 Mai 1560 JL
 Briefdatum
Camerarius an Turnèbe, 15XX1563 JL
Turnèbe an Camerarius, 01.06.15XX1563 JL
Camerarius an Turnèbe, 31.08.15XX31 August 1563 JL
Werksigle OCEp 0383
Zitation Turnèbe an Camerarius, 23.05.1560, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Alexander Hubert (05.01.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0383
Besitzende Institution Paris, BNF
Signatur, Blatt/Seite Ms. Suppl. grec. 1361
Ausreifungsgrad Original
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. M2r-M3r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen Freytag 1831, S. 66-68; Astruc 1945
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Adrien Turnèbe
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1560/05/23
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum 23.05.(o.J.; Jahr ermittelt aus dem erwähnten Tod Philipp Melanchthons) (τῇ πρὸ δέκα καλ. Ἰουλίου)
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Griechisch
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Ὑπερήμερος ὁμολογῷ γέγονά σοι
Link zur Handschrift http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10532611s/f16.item
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Briefe/Parallelüberlieferung; Biographisches (Trauerfall)
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen "die gemeinsamen Briefe" - was ist mit den "synodikai epistolai" gemeint? US
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:US; Benutzer:HIWI
Gegengelesen von Benutzer:JS; Benutzer:US
Datumsstempel 5.01.2020
Werksigle OCEp 0383
Zitation Turnèbe an Camerarius, 23.05.1560, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Alexander Hubert (05.01.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0383
Besitzende Institution Paris, BNF
Signatur, Blatt/Seite Ms. Suppl. grec. 1361
Ausreifungsgrad Original
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. M2r-M3r
Sonstige Editionen Freytag 1831, S. 66-68; Astruc 1945
Fremdbrief? nein
Absender Adrien Turnèbe
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1560/05/23
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum 23.05.(o.J.; Jahr ermittelt aus dem erwähnten Tod Philipp Melanchthons) (τῇ πρὸ δέκα καλ. Ἰουλίου)
Sprache Griechisch
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Ὑπερήμερος ὁμολογῷ γέγονά σοι
Link zur Handschrift http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10532611s/f16.item
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Briefe/Parallelüberlieferung; Biographisches (Trauerfall)
Datumsstempel 5.01.2020


Regest

Turnèbe sei bereits säumig geworden, denn Camerarius' zweiter Brief sei seiner Antwort zuvorgekommen (s. Anm.). Doch eine kurze Krankheit habe ihn an das Bett gefesselt und ihn daran gehindert, seinen Antwortbrief zu beginnen. Wie Camerarius wisse, sei ein Verschiebungseid ja auch für diejenigen, die nicht ins Rathaus vor die Versammlung kamen, eine gültige Entschuldigung gewesen (s. Anm.).

In Bezug auf das, was Camerarius im vorherigen Brief geschrieben habe: Er habe dort den Schrecken nicht übertrieben und gut daran getan, im zweiten Brief dazu aufzufordern, davon zu schweigen (s. Anm.). Denn auch ihm, der es ja beurteilen könne, erschienen diese Dinge wert, vergessen zu werden, und er würde deshalb nur allzu bereitwillig zum Kelch des Vergessens greifen. Denn die Erinnerung an das unerwünschte Grauen erlaube dem Geiste nicht mehr, sich auf die angenehmen Dinge zu konzentrieren, sondern zwinge ihn immer wieder, sich mit allem zu beschäftigen.

Was die Veröffentlichung von Büchern angehe (s. Anm.), so habe er bereits vor zwei Jahren der Druckerei entsagt, weil sie seinem Geld, seiner Zeit und seiner Gesundheit zu viel abverlange. Nun übernehme Morellius die königliche Druckerei (s. Anm.), der über die synodischen Briefe sage, sie seien nicht zu veröffentlichen.

Wenn Camerarius aber die Götter anrufend und anflehend klage, dass bei ihm die freien Künste untergingen, so könne er ihm sagen, dass dasselbe Unglück sich auch in Frankreich ereigne, wo eine Dürrezeit anbreche, was die Gelehrsamkeit angehe. Und wie ein Lakonier wohl sagen würde: Die Schiffe seien verloren (Xen. Hell. 1, 1, 15). Denn die, die bei ihnen der Gelehrsamkeit nachstellten, zeigten mit dem Finger auf sie und rieben sich dabei selbst auf.

Während er dies schreibe, habe er das Gerücht vernommen, wonach Philippus verstorben sei und Lagneos habe ihm versichert, dass es sich tatsächlich so verhalte, und ihm einen Brief mit ebendiesem Inhalt gezeigt, den er erhalten hatte (s. Anm.). Die Nachricht habe ihn schwer getroffen, und er habe laut über diesen Verlust für die Gelehrsamkeit geklagt, der ihm zu Recht auf dem Grabmal Melanchthons beklagt zu werden scheine, "da sie ihren wichtigsten Mann verloren habe", und nun stehe und falle sie sozusagen mit Camerarius (s. Anm.). Er wünsche ihm Lebewohl und viele Jahre Gesundheit.

(Alexander Hubert)

Anmerkungen

  • "Camerarius' zweiter Brief sei seiner Antwort zuvorgekommen": Gemeint ist wohl Camerarius an Turnèbe, 12.03.1560 als dem vorliegenden Brief vorhergehend (vgl. auch Freytag 1831, S. 66, Anm. 2).
  • "für diejenigen, die nicht ins Rathaus vor die Versammlung kamen": Nach Freytag ist mit der "Versammlung" (ἡ σύνκλητος) der Senat von Paris gemeint. Die Aussage beziehe sich auf diejenigen, die unter der Anklage, Hugenotten zu sein oder diese zu unterstützen, vor dieses Gremium gerufen wurden (vgl. Freytag 1831, S. 66f., Anm. 3).
  • "In Bezug auf das, was Camerarius im vorherigen Brief geschrieben habe: Er habe dort den Schrecken nicht übertrieben und gut daran getan, im zweiten Brief dazu aufzufordern, davon zu schweigen": Der "vorherige Brief" ist Camerarius an Turnèbe, 1559, in dem Camerarius den Schrecken der Hugenottenverfolgung nach dem Edikt von Écouen kommentiert, den Turnèbe ihm geschildert hatte. Der "zweite Brief" ist Camerarius an Turnèbe, 12.03.1560 (vgl. Freytag 1831, S. 67, Anm. 4).
  • "Was die Veröffentlichung von Büchern angehe": Nach dieser hatte Camerarius ihn in den vorhergehenden Briefen gefragt.
  • "Nun übernehme Morellius die königliche Druckerei": Turnèbe stand von 1552 bis 1556 der königlichen Druckerei für Griechisches vor. Sein Nachfolger war Guillaume Morel.
  • "die synodischen Briefe": Freytag 1831 weist darauf hin, dass mit epistulis synodicis Bischöfe vom Patriarchen zur Synode eingeladen wurden. Welche Briefe aber genau gemeint sind, ist unklar (vgl. Freytag 1831 S. 67, Anm. 6).
  • "habe er das Gerücht vernommen, wonach Philippus verstorben sei und Lagneos habe ihm versichert, dass es sich tatsächlich so verhalte": Philipp Melanchthon starb am 19.4.1560 (daher kommt das ermittelte Jahr des vorliegenden Briefes). Lagneos (Λάγνεος) ist Hubert Languet, wie aus dessen Brief an Camerarius klar wird, in dem er Camerarius von Turnèbes schockierter Reaktion auf die Todesnachricht berichtet (vgl. Freytag 1831, S. 68, Anm. 9).
  • "'da sie ihren wichtigsten Mann verloren habe', und nun stehe und falle sie sozusagen mit Camerarius": Vgl. hierzu Schlegelmilch 2017: An dieser Stelle hat Camerarius vor der Veröffentlichung in den Text eingegriffen, was durch den Vergleich der Handschrift mit dem Druck offensichtlich wird. Freytag 1831 ediert die ursprüngliche Fassung, die lauten würde: "... 'da sie ihren wichtigsten Mann und sozusagen ihren Bacchanten verloren habe und bei Zeus nicht nur irgendeinen Thyrsosträger', und nun stehe..." Zitiert wird hier eine wohl erfundene Grabinschrift des Melanchthon, die auf einem Zitat aus Platons "Phaidon" basiert: εἰσὶν γὰρ δή (...) ναρθηκοφόροι μὲν πολλοί, βάκχοι δέ τε παῦροι. Dies wird zusammen mit Mt 22, 14 (Multi autem sunt vocati pauci vero electi) zu einer "antikisierende[n] Verbrämung der christlichen Theologen" (Schlegelmilch 2017, S. 282). Camerarius strich die Stelle wohl deshalb, damit "andere, noch lebende protestantische Theologen sich [nicht] zu bloßen Statisten (ναρθηκοφόροι τινες) degradiert fühlten" (ebd.).
Außerdem steht im Originalbrief "nun stehe und falle sie alleine mit Camerarius". Auch hier hat also Camerarius den Sinn wohl abgeschwächt, zugunsten anderer Humanisten.

Literatur und weiterführende Links