Hessus an Camerarius, 30.07.1540

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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 Briefdatum
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Hessus an Camerarius, 29.08.153729 August 1537 JL
 Briefdatum
Hessus an Camerarius, 30.07.154030 Juli 1540 JL

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Werksigle OCEp 0123
Zitation Hessus an Camerarius, 30.07.1540, bearbeitet von Manuel Huth (02.01.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0123
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. N4v-N6r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Helius Eobanus Hessus
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1540/07/30
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Datum (Abdonisenae memoriae consecrato die)
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Marburg
Zielort Tübingen
Gedicht? nein
Incipit Incredibili desiderio afficior saepissime consuetudinis nostrae
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Balneologie / Thermenbesuch
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen VG, 1.12.22: Der 2. Teil des Briefes fehlt im Digitalisat der BSB, kann aber über das der ÖNB eingesehen werden.
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH
Gegengelesen von Benutzer:VG
Datumsstempel 2.01.2023
Werksigle OCEp 0123
Zitation Hessus an Camerarius, 30.07.1540, bearbeitet von Manuel Huth (02.01.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0123
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. N4v-N6r
Fremdbrief? nein
Absender Helius Eobanus Hessus
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1540/07/30
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Datum (Abdonisenae memoriae consecrato die)
Sprache Latein
Entstehungsort Marburg
Zielort Tübingen
Gedicht? nein
Incipit Incredibili desiderio afficior saepissime consuetudinis nostrae
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Balneologie / Thermenbesuch
Datumsstempel 2.01.2023


Entstehungs- und Zielort mutmaßlich.

Regest

Hessus vermisse Camerarius, auch wenn es hier (in Marburg) andere hochgelehrte und freundliche Männer gebe, insbesondere ihren (Adam) Krafft. Zwar spiele Hessus auch bei Hofe Schach, aber damals mit Camerarius habe ihm das Spiel mehr Spaß bereitet. Auch vermisse er ihre gemeinsamen Studien, die klugen Ratschläge des Camerarius und seine Aufrichtigkeit. Sie verbinde nicht nur ihre lange gemeinsame Freundschaft, sondern auch der Charakter des Camerarius und seine Unterstützung für Hessus.

Dass Hessus an Fußgicht leide, wisse Camerarius schon längst. Aber warum lachten andere Menschen über diese Krankheit? Hessus finde gar nichts Lustiges daran. Er habe nämlich, wie Camerarius wisse, gelernt, die Wahrheit zu sagen. Aber ihn befalle bereits schleichend eine weitere Krankheit, denn er fühle bereits, dass seine Kräfte so stark nachließen, dass er um sein Leben fürchten müsse. Aber er habe keine Angst, sondern vertraue darauf, dass er bei Gott das ewige Leben finden und (die Erinnerung an ihn) unter den Menschen noch lange fortdauern werde. Über alles Andere mache er sich wenig Sorgen. Der Fürst (Philipp von Hessen) sei ihm äußerst wohlgesonnen und Hessus hoffe, dass er sich (nach seinem Ableben) um seine Familie kümmern werde. Aber warum schreibe er so Ungewöhnliches an Camerarius? Er habe immer gern die schriftlichen Beweisführungen (argumentationes) des Camerarius gelesen. Er wisse schon längst, dass Camerarius ein Meister im Argumentieren (artifex rationum) sei, wie es auch einst (Johann) Mylius schon berichtete und bezeugte. Er höre immer gern die unwiderlegbaren Argumente des Camerarius. Beteuerung ihrer gemeinsamen Freundschaft.

Aber was höre Hessus? Und auch noch (aus Tübingen)? Anderswoher habe er viel erfahren, das dem Ruf des Camerarius angemessener gewesen wäre. Hessus wisse trotzdem, wie vorsichtig Camerarius sei. Dieser werde ihm sicherlich trotzdem Bescheid geben - wenn schon nicht über seine Pläne, dann doch über seine Taten, damit, wenn sich schon nicht der Plan rechtfertigen lasse, Hessus zumindest wisse, was geschehen sei und es billigen könne, auch wenn Hessus ja alles gutheißen müsse, was Camerarius tue, ebenso wie Camerarius alles, was Hessus tue.

Camerarius möge ihm bitte etwas zu seiner Ilias schreiben. Aber er wisse schon, was Camerarius schreiben werde. Wie immer werde er Hessus' Schriften loben und sagen, dass er sie bewundere. Aber genug davovn. Hessus werde mehr dazu schreiben, sobald er wisse, dass Camerarius das Buch erhalten und gelesen habe.

Wenn Camerarius der Thermenaufenthalt geholfen habe, sei das sehr gut. Wenn nicht, solle er sie nicht zu oft aufsuchen, denn die hiesigen Ärzte schrieben, dass die Heilung vom Mittelpunkt (?) her erfolgen müsse (de centro procedere). Dies erfordere besondere Sorgfalt. Camerarius, der sich mit Euklid eingelassen habe, wisse, was der Mittelpunkt eines Kreises sei, und dass ihn nicht jeder Beliebige bestimmen könne. Camerarius möge ihm verzeihen, wenn er um seinetwillen allzu besorgt sei, wo Hessus sich doch um seiner selbst willen zu wenig Sorgen gemacht habe und mache. Camerarius sei ihm wichtiger als er selbst oder zumindest nicht viel weniger wichtig. Doch genug davon. Andere sollten ruhig reden, nicht sie selbst. Und die anderen redeten und werden auch hoffentlich in Zukunft reden.

Camerarius schreibe, er habe (Melchior Rufus) Volmar von Hessus gegrüßt, einen redlichen und hochgelehrten Mann sowie Musenvereher, und was Camerarius sonst noch über ihn schreibe. Wie könne es sein, dass Hessus Volmar noch nicht kenne, es sei denn dieser sei gar kein Dichter? Bekanntlich könne Hessus keine Muse lange verborgen bleiben. Camerarius möge Volmar also in Hessus' Namen - denn wenn er Camerarius' Freund sei, sei er auch der des Hessus - grüßen, und zwar mit Namen und persönlich; nicht wie vorher gemeinsam mit den anderen. Grüße an die übrigen Freunde. Grüße von den hiesigen gemeinsamen Freunden. Grüße an die Familie des Camerarius von Hessus und seiner Familie. Der "Königin" (seiner Frau Katharina) gehe es gut. Um seine "königlichen" Kinder stehe es nicht schlecht, weil der Fürst so großzügig sei. Lebewohl.

(Manuel Huth)

Literatur und weiterführende Links