Hessus an Camerarius, 1527-1530 f: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Regest)
 
(3 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
 
{{Brief
 
{{Brief
|Werksigle=OCEp
+
|Werksigle=OCEp 1380
 
|Ausreifungsgrad=Druck
 
|Ausreifungsgrad=Druck
 
|Erstdruck in=Hessus, Sylvae, 1535
 
|Erstdruck in=Hessus, Sylvae, 1535
Zeile 12: Zeile 12:
 
|UnscharfesBriefDatumEnde=1530
 
|UnscharfesBriefDatumEnde=1530
 
|Sprache=Latein
 
|Sprache=Latein
|Entstehungsort=o.O.
+
|Entstehungsort=Nürnberg
|Zielort=o.O.
+
|Zielort=Nürnberg
 
|Gedicht_jn=ja
 
|Gedicht_jn=ja
 
|Incipit=Cum piscem minus aureum remittas
 
|Incipit=Cum piscem minus aureum remittas
 
|Register=Briefgedicht
 
|Register=Briefgedicht
 
|Paratext_jn=nein
 
|Paratext_jn=nein
|Kurzbeschreibung=Briefgedicht an Camerarius über die Rücksendung eines übersetzten Theokrit-Eidyllions, das Hessus ihm zur Korrektur überlassen hat. Es handelt sich hierbei um die "Fischer"; zugleich schickt er ihm die "Megara".
+
|Kurzbeschreibung=Briefgedicht an Camerarius über die Rücksendung eines übersetzten Theokrit-Eidyllions, das Hessus ihm zur Korrektur überlassen hat. Es handelt sich hierbei um die "Fischer"; zugleich schickt er ihm die "Megara" (29 Hendekasyllaben).
 
|Regest_jn=ja
 
|Regest_jn=ja
 +
|Notizen=VG, 29.11.22: Es ist unklar, ob es bei den Mädchen um zwei Idylle geht, und wer dann neben Megara das andere Mädchen. Denkbar wären z.B. Helena (Idyll 18) oder Europa (pseudo-theokritisch; bei Hessus Nr. 20). Beide wären aber ein Indiz dafür, dass Hessus nicht komplett chronologisch bei der Übersetzung vorging, denn in seiner Edition folgt auf die Megara das Idyll der Dioskuren (die hier wahrscheinlich nicht gemeint sind).
 
|Handschrift=unbekannt
 
|Handschrift=unbekannt
 
|Bearbeitungsstand=korrigiert
 
|Bearbeitungsstand=korrigiert
 
|Wiedervorlage=ja
 
|Wiedervorlage=ja
 
|Bearbeiter=JS
 
|Bearbeiter=JS
 +
|Gegengelesen=VG
 
}}
 
}}
 +
Entstehungs- und Zielort mutmaßlich
 +
 
===Regest===
 
===Regest===
 
Briefgedicht an Camerarius über die Rücksendung eines übersetzten [[Erwähnte Person::Theokrit]]-Idylls, das Hessus ihm zur Korrektur überlassen hat. Es handelt sich hierbei um die "Fischer" (''Id''. 21: Ἁλιεῖς); zugleich schickt er ihm die "Megara" (Anm.1)<br>
 
Briefgedicht an Camerarius über die Rücksendung eines übersetzten [[Erwähnte Person::Theokrit]]-Idylls, das Hessus ihm zur Korrektur überlassen hat. Es handelt sich hierbei um die "Fischer" (''Id''. 21: Ἁλιεῖς); zugleich schickt er ihm die "Megara" (Anm.1)<br>
 
Camerarius könne den Fisch auch weniger golden zurückschicken, den Hessus ihm zugesandt habe, um ihn mit viel Spelt aus indischer Ernte zuzubereiten - aber er schicke ihn auch nicht roh, mit schmutziger Erde oder in geschmacklosem Sud schwimmend zurück. Hessus wolle Camerarius jedoch für den einen Fisch zwei Mädchen senden, die frech, gefräßig und auch noch ungepflegt und von Nieswurz, der an den Gestaden der Lethe hervorsprieße, betrunken seien. Diese würden Camerarius den Fisch verzehren, wenn er nicht aufpasse, ganz besonders, wenn er golden sei. Dem Hessus würden sie ihn zerstückelt zurückbringen, und nachdem sie ihn ausgespuckt haben, werden sie Hessus befehlen, die Brocken zu kauen. Zwar sei Gold in kleinen Stücken nicht weniger wert als in einer zusammengeballten Masse. Dennoch sei die nicht dasselbe, da Hessus die Brocken nicht zu gebrauchen wisse, es sei denn sie würden von den Fingern des Camerarius in eine Form gelegt und geordnet, so dass  aus dieser Bemühung eine Masse entstehen könne.<br>
 
Camerarius könne den Fisch auch weniger golden zurückschicken, den Hessus ihm zugesandt habe, um ihn mit viel Spelt aus indischer Ernte zuzubereiten - aber er schicke ihn auch nicht roh, mit schmutziger Erde oder in geschmacklosem Sud schwimmend zurück. Hessus wolle Camerarius jedoch für den einen Fisch zwei Mädchen senden, die frech, gefräßig und auch noch ungepflegt und von Nieswurz, der an den Gestaden der Lethe hervorsprieße, betrunken seien. Diese würden Camerarius den Fisch verzehren, wenn er nicht aufpasse, ganz besonders, wenn er golden sei. Dem Hessus würden sie ihn zerstückelt zurückbringen, und nachdem sie ihn ausgespuckt haben, werden sie Hessus befehlen, die Brocken zu kauen. Zwar sei Gold in kleinen Stücken nicht weniger wert als in einer zusammengeballten Masse. Dennoch sei die nicht dasselbe, da Hessus die Brocken nicht zu gebrauchen wisse, es sei denn sie würden von den Fingern des Camerarius in eine Form gelegt und geordnet, so dass  aus dieser Bemühung eine Masse entstehen könne.<br>
Nun solle Camerarius diese beiden Mädchen, die darum bäten, dass er sie aufnehme, sanft behandeln und sie, die noch nackt und unbekleidet und unnütz seien, mit besseren Krönchen schmücken und in treuer Mühe sorgfältig bearbeiten. Schließlich solle er, nachdem er den leidgigen Fisch zuerst fertig zubereietet hat, die beiden Mädchen, die seiner Gastfreundschaft würdig seien, zurückschicken.   
+
Nun solle Camerarius diese beiden Mädchen, die darum bäten, dass er sie aufnehme, sanft behandeln und sie, die noch nackt und unbekleidet (Anm. 3) und unnütz seien, mit besseren Krönchen schmücken und in treuer Mühe sorgfältig bearbeiten. Schließlich solle er, nachdem er den leidigen Fisch zuerst fertig zubereitet hat, die beiden Mädchen, die seiner Gastfreundschaft würdig seien, zurückschicken.   
  
 
(Jochen Schultheiß)
 
(Jochen Schultheiß)
 +
 
===Überlieferung===
 
===Überlieferung===
 
Vermutlich schon in Hessus, Sylvae, 1533 erschienen.
 
Vermutlich schon in Hessus, Sylvae, 1533 erschienen.
Zeile 39: Zeile 44:
 
:* [[Hessus an Camerarius, 1527-1530 b]]
 
:* [[Hessus an Camerarius, 1527-1530 b]]
 
:* [[Hessus an Camerarius, 1527-1530 a]]
 
:* [[Hessus an Camerarius, 1527-1530 a]]
 +
*Anm. 3: Die Metapher der Nacktheit für unfertige Werke und der Kleidung für ausgefeilte nutzt Hessus auch in [[OCEp 0305]].

Aktuelle Version vom 29. November 2022, 12:03 Uhr



Werksigle OCEp 1380
Zitation Hessus an Camerarius, 1527-1530 f, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.11.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1380
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Hessus, Sylvae, 1535
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. Ll6v-Ll7r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Helius Eobanus Hessus
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Terminus ante quem muss das Erscheinen von Hessus' Theokrit-Übersetzung sein.
Unscharfes Datum Beginn 1527
Unscharfes Datum Ende 1530
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Nürnberg
Gedicht? ja
Incipit Cum piscem minus aureum remittas
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung Briefgedicht an Camerarius über die Rücksendung eines übersetzten Theokrit-Eidyllions, das Hessus ihm zur Korrektur überlassen hat. Es handelt sich hierbei um die "Fischer"; zugleich schickt er ihm die "Megara" (29 Hendekasyllaben).
Anlass
Register Briefgedicht
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen VG, 29.11.22: Es ist unklar, ob es bei den Mädchen um zwei Idylle geht, und wer dann neben Megara das andere Mädchen. Denkbar wären z.B. Helena (Idyll 18) oder Europa (pseudo-theokritisch; bei Hessus Nr. 20). Beide wären aber ein Indiz dafür, dass Hessus nicht komplett chronologisch bei der Übersetzung vorging, denn in seiner Edition folgt auf die Megara das Idyll der Dioskuren (die hier wahrscheinlich nicht gemeint sind).
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von Benutzer:VG
Datumsstempel 29.11.2022
Werksigle OCEp 1380
Zitation Hessus an Camerarius, 1527-1530 f, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.11.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1380
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Hessus, Sylvae, 1535
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. Ll6v-Ll7r
Fremdbrief? nein
Absender Helius Eobanus Hessus
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Terminus ante quem muss das Erscheinen von Hessus' Theokrit-Übersetzung sein.
Unscharfes Datum Beginn 1527
Unscharfes Datum Ende 1530
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Nürnberg
Gedicht? ja
Incipit Cum piscem minus aureum remittas
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Kurzbeschreibung Briefgedicht an Camerarius über die Rücksendung eines übersetzten Theokrit-Eidyllions, das Hessus ihm zur Korrektur überlassen hat. Es handelt sich hierbei um die "Fischer"; zugleich schickt er ihm die "Megara" (29 Hendekasyllaben).
Register Briefgedicht
Datumsstempel 29.11.2022


Entstehungs- und Zielort mutmaßlich

Regest

Briefgedicht an Camerarius über die Rücksendung eines übersetzten Theokrit-Idylls, das Hessus ihm zur Korrektur überlassen hat. Es handelt sich hierbei um die "Fischer" (Id. 21: Ἁλιεῖς); zugleich schickt er ihm die "Megara" (Anm.1)
Camerarius könne den Fisch auch weniger golden zurückschicken, den Hessus ihm zugesandt habe, um ihn mit viel Spelt aus indischer Ernte zuzubereiten - aber er schicke ihn auch nicht roh, mit schmutziger Erde oder in geschmacklosem Sud schwimmend zurück. Hessus wolle Camerarius jedoch für den einen Fisch zwei Mädchen senden, die frech, gefräßig und auch noch ungepflegt und von Nieswurz, der an den Gestaden der Lethe hervorsprieße, betrunken seien. Diese würden Camerarius den Fisch verzehren, wenn er nicht aufpasse, ganz besonders, wenn er golden sei. Dem Hessus würden sie ihn zerstückelt zurückbringen, und nachdem sie ihn ausgespuckt haben, werden sie Hessus befehlen, die Brocken zu kauen. Zwar sei Gold in kleinen Stücken nicht weniger wert als in einer zusammengeballten Masse. Dennoch sei die nicht dasselbe, da Hessus die Brocken nicht zu gebrauchen wisse, es sei denn sie würden von den Fingern des Camerarius in eine Form gelegt und geordnet, so dass aus dieser Bemühung eine Masse entstehen könne.
Nun solle Camerarius diese beiden Mädchen, die darum bäten, dass er sie aufnehme, sanft behandeln und sie, die noch nackt und unbekleidet (Anm. 3) und unnütz seien, mit besseren Krönchen schmücken und in treuer Mühe sorgfältig bearbeiten. Schließlich solle er, nachdem er den leidigen Fisch zuerst fertig zubereitet hat, die beiden Mädchen, die seiner Gastfreundschaft würdig seien, zurückschicken.

(Jochen Schultheiß)

Überlieferung

Vermutlich schon in Hessus, Sylvae, 1533 erschienen.

Anmerkung

  • Anm. 1: Die Titel der Werke gehen aus der Überschrift in der Sylvae-Ausgabe von Hessus hervor: Im Druck trägt der Brief den Titel: Ad eundem (sc. Joachim Camerarius) rogat remitti sibi Piscatores Theocriti & c(etera) & simul Megaram eiusdem mittit. Die "Megara" wird heute nicht mehr Theokrit zugeschrieben, sondern als anonym überliefert betrachtet.
  • Anm. 2: In seiner Funktion kommt das Gedicht dem Brief Hessus an Camerarius, 1527-1530 c gleich, in dem er ebenfalls die Rücksendung der Übersetzung dieses Gedichtes fordert. Somit ist das Gedicht im Kontext von Hessus' Abfassung einer Übersetzung zu den Theokrit-Idyllien entstanden. Camerarius bezieht sich auf das 21. Idyll, vgl. ferner:
  • Anm. 3: Die Metapher der Nacktheit für unfertige Werke und der Kleidung für ausgefeilte nutzt Hessus auch in OCEp 0305.