Camerarius an Sturtz, 22.01.1544: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Bevor C. mit einer Bitte an St. herantrete, wolle er zunächst auf dessen Schreiben antworten. Die Neujahrswünsche seien ihm und seiner Familie sehr willkommen, und man erwidere sie gleichermaßen. Die von St. gesuchten Bücher könne er (in [[Erwähnter Ort::Leipzig]]) nicht finden. Die Dialoge (nicht identifiziert) des [[Erwähnte Person::Pietro Alcionio|(Petrus) Alcyonius]] solle es aber geben, und er hoffe sie bald zu bekommen. Die Abhandlung des [[Erwähnte Person::Lazare de Baïf]] [[Erwähntes Werk::Baïf, De re navali, 1537|über die Seefahrt]] sei erhältlich, St. kenne sie wohl bereits. Schwieriger sei es mit dem Buch des Leonardus ([[Erwähnte Person::Unbekannt]]) aus [[Erwähnter Ort::Florenz]] und dem Masurius ([[Erwähnte Person::Unbekannt]]), doch werde C. weiter danach suchen. Die "[[Erwähntes Werk::Vesalius, De humani corporis fabrica, 1543|Anatomie]]" des [[Erwähnte Person::Andreas Vesalius|(Andreas) Vesalius]] besitze St. gewiß, und C. wünsche dessen Ansicht darüber zu erfahren. [329] C. habe eigentlich zu St. reisen wollen, doch hielten ihn private und dienstliche Verpflichtungen davon ab. Er hoffe die Reise im Frühling nachzuholen. Bei ihnen herrsche Ruhe, die Angst vor der Pest lege sich langsam. Über die Lage in seiner Heimat ([[Erwähnter Ort::Bamberg]]) sei er jedoch im unklaren und bitte St. deshalb, sein Haus in [[Erwähnter Ort::Erfurt]], das er ihm früher so freundlich geöffnet habe, im Falle einer Epidemie im Fränkischen der Familie seines Bruders ([[Erwähnte Person::Hieronymus Camerarius|Hieronymus Kammermeister]]) öffnen zu wollen. Wenn es gewünscht werde, könne C. dann auch dazustoßen. Behage St. dies nicht, solle er es nur sagen.  
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Bevor C. mit einer Bitte an St. herantrete, wolle er zunächst auf dessen Schreiben antworten. Die Neujahrswünsche seien ihm und seiner Familie sehr willkommen, und man erwidere sie gleichermaßen. Die von St. gesuchten Bücher könne er (in [[Erwähnter Ort::Leipzig]]) nicht finden. Die Dialoge (nicht identifiziert) des [[Erwähnte Person::Pietro Alcionio|(Petrus) Alcyonius]] solle es aber geben, und er hoffe sie bald zu bekommen. Die Abhandlung des [[Erwähnte Person::Lazare de Baïf]] [[Erwähntes Werk::Baïf, De re navali, 1537|über die Seefahrt]] sei erhältlich, St. kenne sie wohl bereits. Schwieriger sei es mit dem Buch des Leonardus ([[Erwähnte Person::Unbekannt]]) aus [[Erwähnter Ort::Florenz]] und dem Masurius ([[Erwähnte Person::Unbekannt]]), doch werde C. weiter danach suchen. Die "[[Erwähntes Werk::Vesalius, De humani corporis fabrica, 1543|Anatomie]]" des [[Erwähnte Person::Andreas Vesalius|(Andreas) Vesalius]] besitze St. gewiß, und C. wünsche dessen Ansicht darüber zu erfahren. C. habe eigentlich zu St. reisen wollen, doch hielten ihn private und dienstliche Verpflichtungen davon ab. Er hoffe die Reise im Frühling nachzuholen. Bei ihnen herrsche Ruhe, die Angst vor der Pest lege sich langsam. Über die Lage in seiner Heimat ([[Erwähnter Ort::Bamberg]]) sei er jedoch im unklaren und bitte St. deshalb, sein Haus in [[Erwähnter Ort::Erfurt]], das er ihm früher so freundlich geöffnet habe, im Falle einer Epidemie im Fränkischen der Familie seines Bruders ([[Erwähnte Person::Hieronymus Camerarius|Hieronymus Kammermeister]]) öffnen zu wollen. Wenn es gewünscht werde, könne C. dann auch dazustoßen. Behage St. dies nicht, solle er es nur sagen.  
  
 
Ein anderes sei vielleicht schwieriger zwischen ihnen beiden auszumachen, und St. solle sich die Antwort gut überlegen. Ein Sohn ([[Erwähnte Person::Unbekannt]]) von St.s Bruder ([[Erwähnte Person::Johannes Sturtz]]) sei zum Studium der ''artes'' und der Rechte (nach [[Leipzig]]) gekommen, und zwar mit Erlaubnis seines Landesherrn, des Rigaer Erzbischofs [[Erwähnte Person::Wilhelm (Brandenburg-Ansbach-Kulmbach)|Wilhelm]]. Von diesem habe der junge Mann auch Briefe für St. und seinen Bruder mitgebracht. Wilhelms Ansinnen sei, daß jener den Doktor der Rechte erwerben und dann zu ihm zurückkehren solle. Als er von der Freundschaft zwischen C. und St. erfahren habe, habe ihm der junge Mann sein Herz ausgeschüttet: Ruhm und Reichtum erwarteten ihn (und er scheine C. auch begabt und fleißig), der Fürst schätze ihn, nur gebe es das Gerücht, daß die Familie Sturtz ihn ablehne. St. wisse zweifellos, daß er der Sohn seines Bruders Johannes sei, geboren in Zeiten legitimer Ehe. Wenn es nun heiße, diese Ehe sei getrennt, so könne der Sohn nichts dafür.  
 
Ein anderes sei vielleicht schwieriger zwischen ihnen beiden auszumachen, und St. solle sich die Antwort gut überlegen. Ein Sohn ([[Erwähnte Person::Unbekannt]]) von St.s Bruder ([[Erwähnte Person::Johannes Sturtz]]) sei zum Studium der ''artes'' und der Rechte (nach [[Leipzig]]) gekommen, und zwar mit Erlaubnis seines Landesherrn, des Rigaer Erzbischofs [[Erwähnte Person::Wilhelm (Brandenburg-Ansbach-Kulmbach)|Wilhelm]]. Von diesem habe der junge Mann auch Briefe für St. und seinen Bruder mitgebracht. Wilhelms Ansinnen sei, daß jener den Doktor der Rechte erwerben und dann zu ihm zurückkehren solle. Als er von der Freundschaft zwischen C. und St. erfahren habe, habe ihm der junge Mann sein Herz ausgeschüttet: Ruhm und Reichtum erwarteten ihn (und er scheine C. auch begabt und fleißig), der Fürst schätze ihn, nur gebe es das Gerücht, daß die Familie Sturtz ihn ablehne. St. wisse zweifellos, daß er der Sohn seines Bruders Johannes sei, geboren in Zeiten legitimer Ehe. Wenn es nun heiße, diese Ehe sei getrennt, so könne der Sohn nichts dafür.  

Version vom 28. Januar 2020, 14:38 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Hessus und Sturtz an Camerarius, 03.1535März 1535 JL
Camerarius an Sturtz, 27.04.152727 April 1527 JL
Sturtz an Camerarius, 07.07.15217 Juli 1521 JL
 Briefdatum
Camerarius an Sturtz, 22.01.154422 Januar 1544 JL
 Briefdatum
Camerarius an Sturtz, 1544-154523 Januar 1544 JL
Werksigle OCEp 0741
Zitation Camerarius an Sturtz, 22.01.1544, bearbeitet von Manuel Huth und Ulrich Schlegelmilch (28.01.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0741
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 328-331
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Georg Sturtz
Datum 1544/01/22
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Jahr (11. Cal. Febr. (o.J.)); s. Bem.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Orator ad te venio
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Glückwunschschreiben; Biographisches (Reise); Pest (Leipzig); Briefe/Bittschreiben
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:US
Gegengelesen von Benutzer:US
Datumsstempel 28.01.2020
Werksigle OCEp 0741
Zitation Camerarius an Sturtz, 22.01.1544, bearbeitet von Manuel Huth und Ulrich Schlegelmilch (28.01.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0741
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 328-331
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Georg Sturtz
Datum 1544/01/22
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Jahr (11. Cal. Febr. (o.J.)); s. Bem.
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Orator ad te venio
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Glückwunschschreiben; Biographisches (Reise); Pest (Leipzig); Briefe/Bittschreiben
Datumsstempel 28.01.2020


Hinweise zur Datierung

Die Erstausgabe von Vesals "Fabrica" erschien 1543.

Regest (von www.aerztebriefe.de)

Bevor C. mit einer Bitte an St. herantrete, wolle er zunächst auf dessen Schreiben antworten. Die Neujahrswünsche seien ihm und seiner Familie sehr willkommen, und man erwidere sie gleichermaßen. Die von St. gesuchten Bücher könne er (in Leipzig) nicht finden. Die Dialoge (nicht identifiziert) des (Petrus) Alcyonius solle es aber geben, und er hoffe sie bald zu bekommen. Die Abhandlung des Lazare de Baïf über die Seefahrt sei erhältlich, St. kenne sie wohl bereits. Schwieriger sei es mit dem Buch des Leonardus (Unbekannt) aus Florenz und dem Masurius (Unbekannt), doch werde C. weiter danach suchen. Die "Anatomie" des (Andreas) Vesalius besitze St. gewiß, und C. wünsche dessen Ansicht darüber zu erfahren. C. habe eigentlich zu St. reisen wollen, doch hielten ihn private und dienstliche Verpflichtungen davon ab. Er hoffe die Reise im Frühling nachzuholen. Bei ihnen herrsche Ruhe, die Angst vor der Pest lege sich langsam. Über die Lage in seiner Heimat (Bamberg) sei er jedoch im unklaren und bitte St. deshalb, sein Haus in Erfurt, das er ihm früher so freundlich geöffnet habe, im Falle einer Epidemie im Fränkischen der Familie seines Bruders (Hieronymus Kammermeister) öffnen zu wollen. Wenn es gewünscht werde, könne C. dann auch dazustoßen. Behage St. dies nicht, solle er es nur sagen.

Ein anderes sei vielleicht schwieriger zwischen ihnen beiden auszumachen, und St. solle sich die Antwort gut überlegen. Ein Sohn (Unbekannt) von St.s Bruder (Johannes Sturtz) sei zum Studium der artes und der Rechte (nach Leipzig) gekommen, und zwar mit Erlaubnis seines Landesherrn, des Rigaer Erzbischofs Wilhelm. Von diesem habe der junge Mann auch Briefe für St. und seinen Bruder mitgebracht. Wilhelms Ansinnen sei, daß jener den Doktor der Rechte erwerben und dann zu ihm zurückkehren solle. Als er von der Freundschaft zwischen C. und St. erfahren habe, habe ihm der junge Mann sein Herz ausgeschüttet: Ruhm und Reichtum erwarteten ihn (und er scheine C. auch begabt und fleißig), der Fürst schätze ihn, nur gebe es das Gerücht, daß die Familie Sturtz ihn ablehne. St. wisse zweifellos, daß er der Sohn seines Bruders Johannes sei, geboren in Zeiten legitimer Ehe. Wenn es nun heiße, diese Ehe sei getrennt, so könne der Sohn nichts dafür.

Und - sei das alles überhaupt wichtig, angesichts der Karriere des Sohnes und des Todes des Bruders, seines Vaters, dem der junge Mann zum Verwechseln ähnele? Dieser nun habe nur die eine Bitte: seinen Familiennamen behalten und mit Zustimmung seiner Verwandten führen zu dürfen. Was das Erbe angehe, so stelle jener die Entscheidung ganz der Familie anheim und werde niemals einen Anteil für sich fordern. Kurzum, er sehe eine große Karriere vor sich und bitte nur darum, den genannten Makel tilgen zu können. Dafür habe er C. als Fürsprecher in Anspruch genommen. Angesichts der frommen und wohltätigen Gesinnung der Familie, die er kenne, zweifle C. nicht an deren wohlwollender Entscheidung. Selbst wenn es einen Schatten auf der Ehe des Bruders gegeben haben sollte, so sei dieser eher zu verhüllen als dem Jungen aufzubürden. Er bitte somit eindringlich für diesen, zumal ihnen aus dessen Bitte keinerlei Schaden erwachsen könne. Sollte St. dennoch einen Zweifel hegen, so möge er die Bittschrift nicht fortwerfen, bevor er nicht C. persönlich angehört habe.

(Ulrich Schlegelmilch)

Literatur und weiterführende Links