Camerarius an Hieronymus Baumgartner und Georg Römer, 15.06.1536: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Bereits die Grußformel macht deutlich, dass Camerarius die beiden Nürnberger Juristen aufgrund ihrer herausragenden geistigen Qualitäten adressiert (φρονήσει καὶ σοφίᾳ ἐπιφανεστάτοις). Camerarius äußert sich über die Entstehungsgeschichte der von ihm herausgegebenen Epigrammsammlung, die von Geschichtsschreibern zusammengestellt worden sei, die durch | + | Bereits die Grußformel macht deutlich, dass Camerarius die beiden Nürnberger Juristen aufgrund ihrer herausragenden geistigen Qualitäten adressiert (φρονήσει καὶ σοφίᾳ ἐπιφανεστάτοις). Camerarius äußert sich über die Entstehungsgeschichte der von ihm herausgegebenen Epigrammsammlung, die von Geschichtsschreibern zusammengestellt worden sei, die durch die griechischen Städte zogen, um Epigramme zu sammeln. Diese hätten sie dann in einem einzigen Buch zusammengefasst und den Lernbegierigen "vorab erklärt" (προὐεκθεικέναι; möglicherweise in Form eines Vorworts), damit sie gelesen werden können. Diesem Vorbild sei auch Camerarius gefolgt, indem er die zwar nicht über griechische Städte, sondern über griechische Bücher verstreuten metrischen (ἔμμετρα) Epigramme zusammengesammelt habe. Camerarius adressiert die Edition an diejenigen, die um die Bildung (παιδεία) und Geschichte (ἱστορία) der Griechen bemüht seien. Hierzu zählen gerade die beiden Widmungsempfänger, die sich durch herausragendes Interesse für die Wissenschaft (ἱστορικότατοι), durch ihre Wissbegierde (φιλομαθεία) sehr weit fortgeschritten sind. Für die Freundlichkeit, die die beiden entgegenbringen, verspricht Camerarius den beiden einen bleibenden guten Ruf. Er lobt die beiden, dass sie an Besitz und Macht nicht nur herausragten, sondern diese auch im Sinne des Gemeinwohls einsetzten. Ebenso führt Camerarius die Menschenfreundlichkeit (φιλανθρωπία) und die Milde (πραότης) der beiden als Gründe für die Zusendung des Werkes an. Die beiden sollen deshalb das 'üble Elaborat' (φαῦλον ἐκπόνημα), wie Camerarius das Werk gemäß der Bescheidenheitstopik beschreibt, als eine Zusendung aus der Ferne wohlwollend annehmen. Teilhaber des Geschenkes soll auch ein Mitbürger der beiden werden, dessen Namen Camerarius kryptisch umschreibt als "Hieronymus, der seinen Beinamen von Lederschuhen hat" (ἀπὸ καρβατίνων παρονομασθέντι ἱερονύμῳ) und dessen Namen nicht in griechischen Buchstaben wiedergegeben werden könne.<br /> |
− | Aus dem Widmungsbrief geht hervor, dass Camerarius | + | Aus dem Widmungsbrief geht hervor, dass sich Camerarius bei seiner Edition auf eine ältere aus den Händen des Aldus Manutius stützt. Er meint hier wohl die Aldina zur ''Anthologia Graeca'' von 1503 ([[Erwähntes Werk::Manutius, Florilegium diversorum epigrammatum, 1503]]) oder eine ihrer beiden späteren Auflagen. |
− | Hierbei habe er sich eine 'Zusammentragung angeeignet' (τὴν συγκομιδὴν | + | Hierbei habe er sich eine 'Zusammentragung angeeignet' (τὴν συγκομιδὴν ἐξιδιοποιοῦμεν). Bei einem Vergleich werde man aber feststellen, dass es sich nicht um eine Abschrift handele, sondern aufgrund von Verbesserungen (ἧττον ἀδιόρθωτα) und Ergänzungen (ἕτερόν τι ὑποβάλλοντα) um eine Neubearbeitung (οὐκ εἶναι ταυτογραφίαν τήνδε, ἀλλὰ καθάπερ ἄν τις φαίη καινὴν ἀφ‘ ἡμῶν). In der vorliegenden Sammlung des Camerarius finden sich auch die "Leistungen jüngerer Autoren" (τῆς τῶν νεωτέρων σπουδῆς), die hier "gleichsam in der Spuren der Wege der Früheren" (ὥσπερ κατ' ἴχνη τῶν προτέρων ὁδοιπορίας) schreiten. Den Oneirokritika, den Gedichten zur Traumdeutung, sei es den antiken, sei es den zeitgenössischen, wollte Camerarius ebenso große Bemühung zuteil werden lassen wie anderen Epigrammgattungen.<br /> |
(Jochen Schultheiß) | (Jochen Schultheiß) | ||
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+ | === Anmerkung === | ||
+ | Die Identität des Mitbürgers der beiden Nürnberger Adressaten, der sich ebenso als Teilhaber des Geschenkes fühlen soll, dessen Namen Camerarius kryptisch umschreibt als "Hieronymus, der seinen Beinamen von Lederschuhen hat" (ἀπὸ καρβατίνων παρονομασθέντι ἱερονύμῳ) und dessen Namen nicht in griechischen Buchstaben wiedergegeben werden könne, konnte noch nicht geklärt werden. Möglicherweise handelt es sich um einen Sohn des Hieronymus Holzschuher. | ||
=== Forschungsliteratur === | === Forschungsliteratur === | ||
*GG 300 ([http://www.ub.unibas.ch/cmsdata/spezialkataloge/gg/higg0300.html]) | *GG 300 ([http://www.ub.unibas.ch/cmsdata/spezialkataloge/gg/higg0300.html]) |
Version vom 14. Januar 2018, 08:04 Uhr
kein passender Brief gefunden |
kein passender Brief gefunden |
Werksigle | OCEp |
---|---|
Zitation | Camerarius an Hieronymus Baumgartner und Georg Römer, 15.06.1536, bearbeitet von Jochen Schultheiß (14.01.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Ἐπιγράμματα, 1538 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 3-5 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Hieronymus Baumgartner d. Ä.;Georg Römer |
Datum | 1536/06/15 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Brief ist datiert auf den 15. Juni 1536: τῇ ίε τοῦ Ρωμαϊκοῦ μηνὸς ἰουνίου, ἔτει ἀπὸ χριστογονίας α, φ. λ ς'. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Griechisch |
Entstehungsort | Tübingen |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ξυγγραφέα τινὰ τῶν πάλαι διερχόμενόν φασι |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Ἐπιγράμματα, 1538 |
Kurzbeschreibung | In seinem Widmungsbrief an Hieronymus Baumgartner und Georg Römer geht Camerarius auf die Entstehungsgeschichte der antiken griechischen Epigrammsammlung ein. |
Anlass | |
Register | Widmungsbrief; Epigrammsammlung; Anthologia Graeca |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 14.01.2018 |
Werksigle | OCEp |
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Zitation | Camerarius an Hieronymus Baumgartner und Georg Römer, 15.06.1536, bearbeitet von Jochen Schultheiß (14.01.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Ἐπιγράμματα, 1538 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 3-5 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Hieronymus Baumgartner d. Ä.;Georg Römer |
Datum | 1536/06/15 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Brief ist datiert auf den 15. Juni 1536: τῇ ίε τοῦ Ρωμαϊκοῦ μηνὸς ἰουνίου, ἔτει ἀπὸ χριστογονίας α, φ. λ ς'. |
Sprache | Griechisch |
Entstehungsort | Tübingen |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ξυγγραφέα τινὰ τῶν πάλαι διερχόμενόν φασι |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Ἐπιγράμματα, 1538 |
Kurzbeschreibung | In seinem Widmungsbrief an Hieronymus Baumgartner und Georg Römer geht Camerarius auf die Entstehungsgeschichte der antiken griechischen Epigrammsammlung ein. |
Register | Widmungsbrief; Epigrammsammlung; Anthologia Graeca |
Datumsstempel | 14.01.2018 |
Regest
Bereits die Grußformel macht deutlich, dass Camerarius die beiden Nürnberger Juristen aufgrund ihrer herausragenden geistigen Qualitäten adressiert (φρονήσει καὶ σοφίᾳ ἐπιφανεστάτοις). Camerarius äußert sich über die Entstehungsgeschichte der von ihm herausgegebenen Epigrammsammlung, die von Geschichtsschreibern zusammengestellt worden sei, die durch die griechischen Städte zogen, um Epigramme zu sammeln. Diese hätten sie dann in einem einzigen Buch zusammengefasst und den Lernbegierigen "vorab erklärt" (προὐεκθεικέναι; möglicherweise in Form eines Vorworts), damit sie gelesen werden können. Diesem Vorbild sei auch Camerarius gefolgt, indem er die zwar nicht über griechische Städte, sondern über griechische Bücher verstreuten metrischen (ἔμμετρα) Epigramme zusammengesammelt habe. Camerarius adressiert die Edition an diejenigen, die um die Bildung (παιδεία) und Geschichte (ἱστορία) der Griechen bemüht seien. Hierzu zählen gerade die beiden Widmungsempfänger, die sich durch herausragendes Interesse für die Wissenschaft (ἱστορικότατοι), durch ihre Wissbegierde (φιλομαθεία) sehr weit fortgeschritten sind. Für die Freundlichkeit, die die beiden entgegenbringen, verspricht Camerarius den beiden einen bleibenden guten Ruf. Er lobt die beiden, dass sie an Besitz und Macht nicht nur herausragten, sondern diese auch im Sinne des Gemeinwohls einsetzten. Ebenso führt Camerarius die Menschenfreundlichkeit (φιλανθρωπία) und die Milde (πραότης) der beiden als Gründe für die Zusendung des Werkes an. Die beiden sollen deshalb das 'üble Elaborat' (φαῦλον ἐκπόνημα), wie Camerarius das Werk gemäß der Bescheidenheitstopik beschreibt, als eine Zusendung aus der Ferne wohlwollend annehmen. Teilhaber des Geschenkes soll auch ein Mitbürger der beiden werden, dessen Namen Camerarius kryptisch umschreibt als "Hieronymus, der seinen Beinamen von Lederschuhen hat" (ἀπὸ καρβατίνων παρονομασθέντι ἱερονύμῳ) und dessen Namen nicht in griechischen Buchstaben wiedergegeben werden könne.
Aus dem Widmungsbrief geht hervor, dass sich Camerarius bei seiner Edition auf eine ältere aus den Händen des Aldus Manutius stützt. Er meint hier wohl die Aldina zur Anthologia Graeca von 1503 (Manutius, Florilegium diversorum epigrammatum, 1503) oder eine ihrer beiden späteren Auflagen.
Hierbei habe er sich eine 'Zusammentragung angeeignet' (τὴν συγκομιδὴν ἐξιδιοποιοῦμεν). Bei einem Vergleich werde man aber feststellen, dass es sich nicht um eine Abschrift handele, sondern aufgrund von Verbesserungen (ἧττον ἀδιόρθωτα) und Ergänzungen (ἕτερόν τι ὑποβάλλοντα) um eine Neubearbeitung (οὐκ εἶναι ταυτογραφίαν τήνδε, ἀλλὰ καθάπερ ἄν τις φαίη καινὴν ἀφ‘ ἡμῶν). In der vorliegenden Sammlung des Camerarius finden sich auch die "Leistungen jüngerer Autoren" (τῆς τῶν νεωτέρων σπουδῆς), die hier "gleichsam in der Spuren der Wege der Früheren" (ὥσπερ κατ' ἴχνη τῶν προτέρων ὁδοιπορίας) schreiten. Den Oneirokritika, den Gedichten zur Traumdeutung, sei es den antiken, sei es den zeitgenössischen, wollte Camerarius ebenso große Bemühung zuteil werden lassen wie anderen Epigrammgattungen.
(Jochen Schultheiß)
Anmerkung
Die Identität des Mitbürgers der beiden Nürnberger Adressaten, der sich ebenso als Teilhaber des Geschenkes fühlen soll, dessen Namen Camerarius kryptisch umschreibt als "Hieronymus, der seinen Beinamen von Lederschuhen hat" (ἀπὸ καρβατίνων παρονομασθέντι ἱερονύμῳ) und dessen Namen nicht in griechischen Buchstaben wiedergegeben werden könne, konnte noch nicht geklärt werden. Möglicherweise handelt es sich um einen Sohn des Hieronymus Holzschuher.
Forschungsliteratur
- GG 300 ([1])