Camerarius an Unbekannt, 15XX d
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 1270 |
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Zitation | Camerarius an Unbekannt, 15XX d, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (05.07.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1270 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 510-513 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Unbekannt |
Datum | |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | o.D. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | 1574 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | De sigillis generatim sic sentio |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Magie; Briefe/Wissenschaftlicher Austausch |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | [[Notizen::VG (Diskussion) 17:09, 16. Apr. 2023 (CEST) Adressat und Datum unbekannt. Vielleicht lässt sich etwas über das Thema Magie herausfinden.
Einige Stellen könnten vielleicht noch ermittelt werden.]] |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 5.07.2023 |
Werksigle | OCEp 1270 |
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Zitation | Camerarius an Unbekannt, 15XX d, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (05.07.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1270 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 510-513 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Unbekannt |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | o.D. |
Unscharfes Datum Ende | 1574 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | De sigillis generatim sic sentio |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Magie; Briefe/Wissenschaftlicher Austausch |
Datumsstempel | 5.07.2023 |
Regest
Über sigilla denke C., dass er sie zu den Epoden (Beschwörungen) zähle, und zu den Wurzeln der Flüche, zu Pflanzenstämmen, Kleidungsstücken, Lasttieren, beseelten Wesen und anderer magischer Dinge, die sich auf menschliche Körper bezögen, durch Worte oder Taten. Aber es sei schwierig, über solches zu schreiben, weil es so von Aberglaube umhüllt und entstellt sei, dass man leicht Abzulehnendes und schwer Billigenswertes finde. Es seien mehr als 2000 Jahre vergangen, seit Epoden benutzt worden seien, wie man bei Homer lesen könne, bei dem die Verwandten des Odysseus dessen Wunde, die ein Eber verursacht hatte, den Blutfluss stoppten (Hom Od. 19, 457f.). Wenn in Worten allein eine solche Naturkraft stecke, wie in Pflanzen und Tieren, dann scheine es jemand anderem nicht absurd, dass sie durch Anwendung nicht nur nicht verschwinde, sondern sogar noch größer werde. Einst seien Ringe in Griechenland öffentlich verkauft worden, deren Trägern Schutz vor verschiedenen Übeln versprochen wurde, die φυσικοί (s. Anm.) genannt wurden. Darüber spotte Aristophanes, indem er leugne, dass sie die Bisse von Speichelleckern abwehren könnten. C. freilich meine, dass die Effekte der Natur in allen, auch den kleinsten, Dingen sehr groß seien, und dass gelehrte Männer diese Kräfte sammelten, und an bestimmte Ereignisse anpassen könnten, wie man über Tritemius hören könne, der im Winter Samen von Gemüse und Kräutern in der Erde vergraben habe, so dass innerhalb kurzer Zeit Gemüse oder Kräuter gewachsen seien. Derselbe sei einmal davor gewarnt worden, zu nahe an ein wildgewordenes Pferd heranzutreten. Er sei trotzdem herangetreten und habe es mit der Hand gestreichelt: Es sei nicht nur zahmer als jedes Schaf gewesen, sondern hätte auch zitternd dagestanden. C. sei freilich nicht leicht zu überzeugen, dass die Natur in einigen Menschen eine verborgene Kraft wunderbarer Effekte verborgen habe, so dass sie allein durch Anblicken, Berührung oder ihren Atem nützen oder schaden könnten. Er wisse nicht, über wen sie in der Nachbarschaft erzählten, dass er jemanden durch Flüstern gezwungen habe, etwas in Menschenaugen Schändliches zuzugeben. Was sei mit jenen unglücklichen Frauen, die angeblich Unwetter beschwören und, laut Vergil, den Mond vom Himmel entfernen könnten? Aber solches gleite leicht in Aberglauben ab. Das sei ungeschlacht und rau wie bei Alpträumen, die manche Leute hätten. Solche Anblicke von Schatten als Enthüller der Wahrheit nenne Homer ἀμενηνά und vergleiche sie mit Rauch, Vergil aber (vergleiche sie) mit Schlaf.
C. deute das, in aller Kürze, folgendermaßen: Seiner Meinung nach hätte die Natur unglaubliche und unbegrenzte Kräfte, die rein und unverfälscht weder unfromm noch verbrecherisch seien. Viele aber interpretierten Fehler in sie hinein, so dass diese Dinge für einen gelehrten Menschen suspekt, für einen Christen aber verachtenswert erschienen. Denn was solle einer in Pflanzen die Wahrheit suchen, dessen Heil bei Gott liege, dem Schöpfer des Himmels und der Erde? So würden also die Anhänger entsprechender Praktiken als abtrünnig von wahrer Frömmigkeit betrachtet. Aber jeder könne ja genau sehen, dass nicht durch ein hingeworfenes Bild oder solche Künste etwas hingeworfen werde, wie Plinius es nenne, oder durch gewisse ungewöhnliche Beobachtungen oder dass hingeworfenen Wortschwällen mehr Aufmerksamkeit zukomme, als christlicher Glaube und die Wahrheit der Religion es zuließen, aber Vernunft und Intelligenz könne das leicht billigen und verteidigen. Es sei aber offensichtlich, dass in diesem Bereich nicht nur einfache Menschen leicht und gerne strauchelten. C. hätte das ausführlicher dargelegt, wenn seine anderen Verpflichtungen es erlaubt hätten. Was N. pro instituto geschrieben hätte, habe C. sehr gefallen. C.‘ Schrift (dieser Brief?) sei aber noch nicht sehr ausgefeilt. Daher bitte C. um Rücksendung.
(Vinzenz Gottlieb)
Anmerkungen
- Bei dem Brief befindet sich eine umfangreiche Anmerkung. Sie ist ist unterschrieben mit C. Rittersh. adscript.. Es könnte sich hier um Konrad Rittershausen ([1]) handeln, der seit 1591 an der Hochschule in Altdorf Rechtsprofessor war. Als solcher stand er mit Joachim Camerarius II. in Kontakt, wie der umfangreiche Briefwechsel auf aerztebriefe.de belegt.
- Inhalt: Die Stelle beziehe sich auf Odyssee Buch 19. Auch Apuleius lobe diese Stelle (Apologie 1). Er nennt weitere Belegstellen für Beschwörungen: Varro (Buch „Cato vel de liberis educandis“), Cato ("De re rustica", vorletztes Kapitel), Plinius Buch 28,2; Ulpian l. 1ff., Johannes Chrysostomos Homil. 8 (Kolosser-Brief), Gregor von Nazianz (Migne, Patrologia Graeca 36, col. 381, Z. 6-7), Basilius der Große (zum Psalm 45), Platon (Charmides, Stephanus-S. 157a, Z. 3-4).