Camerarius an Medmann, 01.02.1545

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Camerarius an Medmann, 01.02.15451 Februar 1545 JL

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Werksigle OCEp 1476
Zitation Camerarius an Medmann, 01.02.1545, bearbeitet von Jochen Schultheiß (04.03.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1476
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad
Erstdruck in Camerarius, De invocatione sanctorum (gr., Druck), 1545
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-A7r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Peter Medmann
Datum 1545/02/01
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Datierung am Ende des Briefes. Hier findet sich jedoch nur die Tages- und Monatsangabe. Die Bestimmung des Jahres erfolgt nach dem Druck.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Saepe mihi, Petre Medmane, intuenti
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Camerarius, De invocatione sanctorum (gr., Werk), 1545
Kurzbeschreibung In dem Widmungsbrief erläutert Camerarius gegenüber dem Adressaten Peter Medmann den Entstehungskontext seiner Schrift "De invocatione sanctorum". Diese erscheint zwar als ein Brief, der von Medmann an Latomus übergeben werden soll, wird von Camerarius aber ebenso als opella bezeichnet und somit als ein Werk aufgefasst. Kernabsicht sei es nicht, argumentativ die Heiligenverehrung zu widerlegen. Vielmehr solle mit Nachdruck vor einem Irrglauben gewarnt werden. Als verwendete Quelle gibt Camerarius "eine Schrift des Athanasius über die Idololatrie" an. In Form eines Exkurses lobt Camerarius Albrecht von Brandenburg für die Gründung der Universität Königsberg, die zur Verbreitung der Reformation beitrage.
Anlass
Register Widmungsbrief; Polemik (konfessionell); Heiligenverehrung; Bildungsreform; Idololatrie
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Datumsstempel 4.03.2024
Werksigle OCEp 1476
Zitation Camerarius an Medmann, 01.02.1545, bearbeitet von Jochen Schultheiß (04.03.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1476
Erstdruck in Camerarius, De invocatione sanctorum (gr., Druck), 1545
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-A7r
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Peter Medmann
Datum 1545/02/01
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Datierung am Ende des Briefes. Hier findet sich jedoch nur die Tages- und Monatsangabe. Die Bestimmung des Jahres erfolgt nach dem Druck.
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Saepe mihi, Petre Medmane, intuenti
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Camerarius, De invocatione sanctorum (gr., Werk), 1545
Kurzbeschreibung In dem Widmungsbrief erläutert Camerarius gegenüber dem Adressaten Peter Medmann den Entstehungskontext seiner Schrift "De invocatione sanctorum". Diese erscheint zwar als ein Brief, der von Medmann an Latomus übergeben werden soll, wird von Camerarius aber ebenso als opella bezeichnet und somit als ein Werk aufgefasst. Kernabsicht sei es nicht, argumentativ die Heiligenverehrung zu widerlegen. Vielmehr solle mit Nachdruck vor einem Irrglauben gewarnt werden. Als verwendete Quelle gibt Camerarius "eine Schrift des Athanasius über die Idololatrie" an. In Form eines Exkurses lobt Camerarius Albrecht von Brandenburg für die Gründung der Universität Königsberg, die zur Verbreitung der Reformation beitrage.
Register Widmungsbrief; Polemik (konfessionell); Heiligenverehrung; Bildungsreform; Idololatrie
Datumsstempel 4.03.2024


Regest

Camerarius äußert eingangs sein Erschrecken darüber, dass sich trotz der gegenwärtigen geistigen Entwicklung einige Zeitgenossen mit beharrlicher Sturheit gegen eine Erkenntnis der Wahrheit sträuben. Infolge eines Gespräches mit Peter Medmann, das die beiden vor Kurzem führten, als dieser ihn besuchte,[1] sei Camerarius in noch tiefere Besorgnis darüber geraten, dass auch unter den eigenen Leuten (nostros homines) einige der für das Vaterland und für sie selbst verderblichen Irrmeinung aufsäßen. Camerarius geht davon aus, dass die Verursacher des Unheils einige wenige Personen seien, die von Ehrgeiz und Gewinnsucht geleitet würden. Allerdings seien diese nicht ungebildet und auch nicht bedeutungslos, so dass über die Problematik nicht hinweggegangen werden könne. Die betreffenden Personen seien jedoch in Furcht um den Verlust ihrer angestammten Bedeutsamkeit. Es handle sich um Personen mit hoher Reputation für ihre Gelehrsamkeit, die diese nicht für die Förderung des Glaubens einsetzten, sondern dagegen. Den Kontrast zwischen der eigentlich zu Gebote stehenden richtigen Erkenntnis und dem Verharren in falschen Haltungen führt Camerarius weiter aus. Er gibt sich in seiner Einschätzung pessimistisch, da die Mehrheit der Menschen im Irrtum verharre.
In Form eines Exkurses kommt Camerarius auch auf die von den Missständen betroffenen Bildungsträger (scolasticae communitates) zu sprechen. In dieser schwierigen Situation gewähre die geographische Ausbreitung des Christentums nach Norden Hoffnung. Hierbei rühmt Camerarius den Markgraf von Brandenburg und Herzog von Preußen Albrecht für die Gründung der Universität in Königsberg. Er habe eine rege Anwerbungs- und Berufungspolitik betrieben. Camerarius erwähnt als zentralen für die Universität gewonnenen Gelehrten Georg Sabinus.
Mit einer Abbruchformel beendet Camerarius seinen Exkurs und leitet wieder zur eigentlichen Problematik zurück. Als "Gegner der vernünftigen Lehre" (doctrinae sanae adversarium) führt er Bartholomaeus Latomus an. Obwohl dieser mehr geschrieben haben soll, kenne Camerarius nur einen vielbesprochenen Traktat, in dem Latomus die "Anrufung der Heiligen nach ihrem Tod zu verteidigen und zu stützen" (sanctorum hominum post excessum ipsorum e vita invocationem defendere atque confirmare) versuche oder dies zumindest wolle, daran jedoch scheitere. Camerarius sei in Wut über Latomus geraten, da dieser sich in dem Werk auf seine (Camerarius') Schriften stütze und sie hierbei zur Unterfütterung seines Irrtums missbrauche.
Camerarius habe einst Latomus in Straßburg kennengelernt und einen positiven Eindruck von seiner Gelehrsamkeit und Bildung erhalten. Mittlerweile müsse er allerdings eine Wandlung durchgemacht haben. Camerarius habe sich entschlossen, "in Gelehrtenmanier in einen Disput mit Latomus zu treten" (mihi tamquam scolastico cum scolastico placuit hac de re disputare). Camerarius könne sich dabei auf eine Schrift des Athanasius über den Götzenkult stützen, da er keinen Unterschied zwischen diesem und dem Heiligenkult zu erkennen vermag.
Camerarius verdeutlicht auch seine mit der Schrift verfolgte Intention: Vielmehr ermahnen (ut monerem atque hortarer) als belehren (quam ut docerem atque praeciperem) wolle er mit ihr. Ein schon erwiesener Irrglaube müsse nicht widerlegt, sondern ausgetrieben werden. Als theologischen Grundsatz formuliert Camerarius die Ausrichtung am Wort Gottes.
Camerarius schließt den Widmungsbrief in der Hoffnung, dass dieses kleine Werk (opella) als Beleg für Camerarius' Erinnerung an frühere Gespräche mit Medmann diene. Medmann solle dafür sorgen, dass die Schrift an Latomus überbracht werde. Diesen bewundere er als Gelehrten sehr. Jedoch sollte er wieder auf den rechten Weg zurückkehren. Camerarius fordert Medmann auf, ihm endlich auch einmal Briefe zu schreiben. Am Ende richtet der Sender dem Adressaten Grüße von Bernhard Ziegler und Christoph Schaub aus.

(Jochen Schultheiß)

Anmerkungen

Bei dem Werk des Latomus, das Camerarius erwähnt und auf das er sich bezieht, handelt es sich möglicherweise um Latomus' Responsio gegen Bucer aus dem Jahr 1544.
Indem Camerarius den Terminus opella zur Charakterisierung des Textes verwendet, macht er deutlich, dass er ihn als ein Werk aufgefasst wissen will. Zugleich erhellt aus der Aufforderung an Medmann ebenso, dass es sich bei der Schrift gegen Latomus um einen realen Brief an diesen handelt.

Der Widmungsbrief wird nicht in die Ausgabe mit den Übersetzungen von 1546 aufgenommen.
  1. Medmann war am 30.11.1544 mit einer Werbung des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Hermann V. von Wied an die Kurfürsten Johann Friedrich I. (Sachsen) und Joachim II. (Brandenburg) sowie Herzog Moritz (Sachsen) geschickt worden, um Unterstützung für seine Reformationsversuche zu erbitten: PKMS 2, Nr. 639, S. 128ff. Das Gespräch wird wenig später in Leipzig stattgefunden haben: Aus MBW Nr. 3760.1 und MBW Nr. 3768.5 ergibt sich, dass Medmann um den 18.12.1544 zunächst in Wittenberg war, dann nach Berlin und schließlich (wohl nach dem 25.12.) nach Leipzig reiste. Zur Kölner Reformation vgl. Badea, Andreea: Kurfürstliche Präeminenz, Landesherrschaft und Reform. Das Scheitern der Kölner Reformation unter Hermann von Wied. Münster 2009.